Weltspartag? Für Studierende ist das jeden verdammten Tag!
- bgs437
- vor 6 Tagen
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Heute ist Weltspartag. Die Banken feiern, die Kinder bekommen ihre Spardosen. Wenn sie studieren, dann werden sie die Dosen zwangsläufig als Studierende öffnen müssen, weil jedes Centstück gebraucht wird, um über den Monat zu kommen. Studierende in Deutschland sind wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe armutsgefährdet. Besonders betroffen sind diejenigen, die nicht zu Hause wohnen können: Hier sind knapp 4 von 5 akut von Armut gefährdet. Das zeigt, wie deplatziert Spartipps heute sind. Während also Politik und Sparkassen über finanzielle Bildung reden, wissen wir längst, wie das geht. Nudeln mit Ketchup, WG-Zimmer ohne Heizung und Nebenjobs bis Mitternacht. Für uns ist jeder Tag Weltspartag. Nur dass es bei uns Studierenden nicht um Rücklagen geht, sondern ums Überleben.
„Die Bundesregierung kann sich ihre Spartipps sparen“, erklären Helena Schnettler und Constantin Meyer zu Allendorf, Bundessprecher:inen von Campusgrün.„Wir Studis wissen längst, wie man spart – an Freizeit, an Gesundheit, an Zukunft. Wir frieren im Winter, schuften im Sommer und hören uns von Politiker:innen an, Bildung müsse sich wieder ‚lohnen‘. Für wen eigentlich?“
Wer keine reichen Eltern hat, hat wenig Chancen durch Bildung aufzusteigen: Das BAföG reicht hinten und vorne nicht und erreicht immer weniger Studierende. Die Bundesregierung will lieber den Namen ändern, als eine ernsthafte Reform anzustrengen. Universitäten sind lange nicht mehr der Aufzug, mit dem junge Menschen in der sozialen Ordnung von unten nach oben kommen. In Zeiten, in denen Lebensmittel und Mieten auf einem Rekordhoch geklettert sind, fragen sich immer mehr junge Menschen, ob sich ein Studium für sie lohnt. Und tatsächlich melden erste Hochschulen weniger Neueinschreibungen. Das gefährdet die Zukunft des Wissenschafts- und Technologiestandort Deutschland. Spart, aber nicht zu Kosten der Studierenden und unserer Universitäten!
Es braucht ein glaubhaftes Versprechen für junge Menschen, nämlich dass sie unabhängig von Herkunft oder finanziellen Startbedingungen ihre Zukunft erfolgreich, sicher und selbstbestimmt gestalten können. Es ist aber heute schwerer, Vermögen aufzubauen als vor 30 Jahren. Dennoch wollen junge Menschen sparen und investieren und brauchen dafür Anreize und Unterstützung. Der Weltspartag sollte mahnen: Finanzbildung darf nicht das Privileg derer sein, deren Eltern schon investieren. Dafür braucht es bezahlbares Wohnen, ein BAföG, das reicht und Tickets für Kino, Bus und Bahn, die kein kleines Vermögen kosten. Nur dann kann Finanzbildung fruchten.
Hintergrund
WG-Zimmer in Großstädten kosten längst über 505 Euro im Schnitt, so das Moses Mendelssohn Institut.
Etwas mehr als ein Drittel der Studierenden gelten als armutsgefährdet.
Das Armutsrisiko derjenigen, die nicht mit den Eltern, sondern etwa in WGs wohnen, liegt bei 77%, so das statistische Bundesamt.
Gleichzeitig steigen Lebensmittelpreise ins Unendliche, so wieder das statistische Bundesamt.
Die OECD konstatiert, dass Deutschland das Versprechen eines Aufstiegs durch Bildung immer seltener einhalten kann.








