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Rückblick zum Seminar: Kritisch. Ostdeutsch. Widerständig.

  • bgs437
  • vor 4 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit
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Unser Seminar “Kritisch. Ostdeutsch.” dieses Wochenende war ein voller Erfolg. Wir gucken zurück auf drei Tage voller spannender Inhalte. In Berlin haben wir uns miteinander vernetzt und ausgetauscht zu rechten Strömungen an unseren Hochschulen.  


Freitag, 14.11.25

Am Freitag begann Thomas Greven mit dem Vortrag "Brandmauer – Pragmatismus – Kulturkampf: Strategien gegen rechts" und der Frage, wie wir der globalen, politischen Rechten entgegentreten können. Dafür müssen wir die Beweggründe der globalen Rechten verstehen: Sie wollen eine andere Gesellschaft. Sie wollen eine Diktatur der weißen Durchschnittsmänner gegen alle, die anders sind als sie und alles, was Veränderung bedeutet. Daraus konnten wir Strategien entwickeln, um dem Rechtsruck entgegenzutreten: Wir brauchen klare Regeln in den Gremien, keinen Raum für Hass und wirksame Lösungen für echte Probleme!


PD Thomas Greven über Strategien der globalen Rechten.
PD Thomas Greven über Strategien der globalen Rechten.
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Im Anschluss sprachen wir mit Gernot Wolfram über rechte Narrative und Verschwörungstheorien. Gerade auf Social Media entfalten sie eine ungeheure Wirksamkeit.


Prof. Gernot Wolfram über Propaganda und Strategien der rechten auf Social Media.
Prof. Gernot Wolfram über Propaganda und Strategien der rechten auf Social Media.

Am Abend folgte der Film „Bollwerk“, dessen eindrucksvolle Portraits engagierter Menschen Mut machten. Im Gespräch mit unserem Bundessprecher Constantin Meyer zu Allendorf betonte Jakob Wehner, der Regisseur des Films: „Überall so kleine Leuchttürme – das macht Hoffnung.“


Regiegespräch zu Bollwerk.
Regiegespräch zu Bollwerk.


Samstag, 15.11.25

Der Start am Samstagmorgen war der Workshop mit Ario Mirzaie. Hier stand die Frage im Mittelpunkt, wie rechte Gruppen an Hochschulen agieren und welche Strategien sie nutzen. Rechte Hochschulpolitiken zielen auf Re-Elitarisierung, Nationalisierung des Bildungszugangs und eine Schwächung staatlicher Forschungsförderung. Hochschulen sollen als exklusive Projekte für „Deutsche“ definiert werden – ein Angriff auf Autonomie, Vielfalt und Wissenschaftsfreiheit. Uns zeigt sich das in Form von gezielter Agitation gegen bestimmte Fächer und Professor*innen, Einschüchterung, Raumblockaden und Social-Media-Kampagnen bis hin zu personellen Vernetzungen in rechtsextreme Organisationen. Viele dieser Strukturen fungieren als Ausbildungsorte für spätere AfD-Kader. 


Ario Mirzaie zu rechten Realitäten an Hochschulen.
Ario Mirzaie zu rechten Realitäten an Hochschulen.

Mit Sebastian Striegel (MdL) arbeiteten wir praxisnah zu Krisenkommunikation und Konfliktmanagement im Gremium. Falschbehauptungen, Koalitionsstreit oder Shitstorms verlangen klare Prozesse. Gemeinsam entwickelten wir Strategien, um künftig schnell, abgestimmt und gut informiert reagieren zu können.


Sebastian Striegel MdL - Training zu Krisenkommunikation und Konfliktmanagement im Gremium.
Sebastian Striegel MdL - Training zu Krisenkommunikation und Konfliktmanagement im Gremium.

Bei einer Führung durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen lernten wir die Strukturen der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaft kennen. Ein besonderes Erlebnis war das Zeitzeugengespräch mit Monika Schneider, die zu Zivilcourage aufrief: „Kriegt den Arsch hoch – es macht sonst niemand für euch.“ Hier haben wir gelernt, dass jede Diktatur ähnliche Instrumentaria nutzt: von folterartigen Verhörmethoden bis hin zu Propaganda und Schürung von Unsicherheiten im eigenen Volk.  


Monika Schneider, von der Stasi unrechtmäßig inhaftiert, hat uns durch das ehemalige Gefängnis geführt.
Monika Schneider, von der Stasi unrechtmäßig inhaftiert, hat uns durch das ehemalige Gefängnis geführt.

Ihre Schilderungen waren aus erster Hand. Diese Erfahrungen haben uns tief berührt.
Ihre Schilderungen waren aus erster Hand. Diese Erfahrungen haben uns tief berührt.

Highlight am Samstagabend war dann die Podiumsdiskussion mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden von Bündnis90/ Die Grünen Heiko Knopf, Julia Eisentraut (MdL) und unserer Bundesvorsitzenden Helena Schnettler. Hier stand die Rolle der Universitäten im Mittelpunkt. Hochschulen, so Knopf, hätten nicht allein die Aufgabe, schnell Arbeitskräfte auszubilden, sondern seien Orte, an denen Menschen in Austausch treten und gesellschaftliche Blasen durchbrechen. Gleichzeitig wurde deutlich: Engagement in der Hochschulpolitik braucht Ressourcen – Zeit, Geld und verlässliche Strukturen. Wenn es hieran fehlt, sind Hochschulen schnell Angeiffsfläche für Repression - von Innen im Raumen der universitären oder studentischen Selbstverwaltung oder von Außen durch extremistischen Strömungen in Parlamenten.


Helena Schnettler, Julia Eisentraut, Heiko Knopf über die Rolle der Uni.
Helena Schnettler, Julia Eisentraut, Heiko Knopf über die Rolle der Uni.

Sonntag, 16.11.25

Der Sonntag begann mit einem weiteren historischen Blick. Der Vortrag von Johanna Langenbrinck beleuchtete die Ausgrenzung an der Berliner Universität nach 1933 und der Bedeutung autonomer Hochschulen. Ihr haben wir die direkte Auswirkung der Systeme erfahren, mit denen wir uns am Wochenende beschäftigt haben. Dieser Vortrag und unsere Diskussion machten die Konsequenzen greifbar. 


Johanna Langenbrinck über Ausgrenzung an der Berliner Uni um 1933.
Johanna Langenbrinck über Ausgrenzung an der Berliner Uni um 1933.

Zum Abschluss erarbeiteten mehrere Arbeitsgruppen, wie demokratische Resilienz an Hochschulen konkret gestärkt werden kann. Im Austausch wurden Erfahrungen gesammelt, gemeinsame Herausforderungen benannt und Ideen für die eigene Hochschule mitgenommen.


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Ein großes Dankeschön gilt allen Referent*innen, Gästen und Teilnehmenden, die dieses Wochenende so lehrreich, inspirierend und lebendig gemacht haben. Die intensiven Diskussionen, offenen Gespräche und gemeinsamen Erkenntnisse haben gezeigt, wie wichtig und wirksam engagierte Hochschulpolitik ist. Besonderer Dank geht zudem an die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus für die großzügige Unterstützung und die Bereitstellung der Räumlichkeiten, die diese Veranstaltung überhaupt erst möglich gemacht haben.


 
 
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