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Kleine Fächer im Fadenkreuz: Wir schaufeln unser eigenes Kompetenzloch

  • bgs437
  • vor 18 Stunden
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 16 Minuten

Pressefoto Bundessprecher:innen Camusgrün. Bitte aktivieren Sie das Anzeigen von Bildern im Mailprogramm.

Im Moment sind kleine Fächer, häufig in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, gefährdet. Grund dafür ist die aktuelle Hochschul- und Bildungspolitik, die den Hochschulen die finanziellen Mittel kürzt. So steht der Fortbestand dieser Fächer auf der Kippe – weil Sparzwang und Effizienzlogik dominieren.


Kleine Fächer wie Indologie, Slavistik, Sorabistik oder Judaistik tragen essentiell zur wissenschaftlichen Diversität bei: Sie ermöglichen kritische Perspektiven jenseits der großen, allgemein anerkannten Massenfächer und leisten einen wichtigen Beitrag zum Austausch der Kulturen und dem Verstehen der vermeintlich Anderen. Gerade weil sie selten sind, sind sie strategisch wichtig – für Forschung, für unsere kulturelle Erinnerung und Weiterentwicklung.

 

Helena Schnettler, Bundessprecherin von Campusgrün, erklärt: „Wenn Universitäten aus Kostengründen Professuren nicht neu besetzen oder gar Lehrstühle um-etikettieren, gefährden sie keine Nischen, sondern unseren gesamten intellektuellen Reichtum. Diese Fächer helfen uns, globale Zusammenhänge zu verstehen und kulturelle Brücken zu bauen. Genau davon bräuchten wir aber mehr, nicht weniger! “


Constantin Meyer zu Allendorf, ebenfalls Bundessprecher von Campusgrün, ergänzt: „Es ist kurzsichtig, Fächer außerhalb des Mainstream nur aus einer vermeintlich rationalen Verwertungslogik heraus zu betrachten. Ohne Indologen:innen, Slawist:innen oder Altphilolog:innen fehlen uns morgen die Expert:innen, die uns helfen, Krisen zu verstehen und Konflikte zu lösen. Wer meint, wir könnten an den “kleinen Fächern” sparen, verrechnet sich: Wir schaufeln unser eigenes Kompetenzloch.


Hintergrund

Laut der Arbeitsstelle Kleine Fächer existieren in Deutschland viele Disziplinen mit nur wenigen Professuren – etwa die Indologie an 14,3 Professuren deutschlandweit. Forschungen zeigen außerdem, dass Vertreter*innen dieser Fächer besonders stark in DFG-Verbundprojekten aktiv sind – also interdisziplinär vernetzt und wissenschaftlich hochdynamisch. Gleichzeitig werden ihre Studiengänge zunehmend in Verbünde gezwungen oder abgeschafft, weil eigenständige Programme zu wenige Studierende anziehen. In manchen Bundesländern sichern Zielvereinbarungen oder zusätzliche Landesmittel den Erhalt kleiner Fächer – das ist aber kein flächendeckendes Schutznetz. Hier muss weiter ausgebaut werden!


Was Campusgrün fordert

  • eine Hochschulpolitik, die kleine Fächer als strategisches Kapital begreift und nicht nur als Ausgabenposten. 

  • Bund und Länder müssen in Struktur- und Entwicklungsplänen explizit den Erhalt dieser Fächer verankern und dafür auch eine feste Mindestausstattung an Finanzmitteln bereitstellen. Einzelne Länder tun das bereits in ihren Zielvereinbarungen. Diese Positionen müssen sich in allen Zielvereinbarungen der Länder finden!

  • Fächer mit kultureller oder minderheitenpolitischer Relevanz müssen ausdrücklich verfassungsrechtlich in den Ländern verankert werden

  • Wir brauchen transparente Zielvereinbarungen, die nicht nur Studierendenzahlen, sondern auch wissenschaftliche Qualität, interdisziplinären Beitrag und gesellschaftliche Relevanz einbeziehen.

 
 
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