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Campusgrün fordert mehr Fairness und Förderung, weniger Befristungen - für Forschung auf Augenhöhe

  • bgs437
  • vor 50 Minuten
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Das Fachgespräch "Wissenschaft auf Augenhöhe" der Grünen Bundestagsfraktion macht deutlich, was aufstrebende Studierende und junge Forschende brauchen: Mehr Fördermittel, weniger Befristungen, mehr Fairness und Transparenz, weniger Abhängigkeit und kein Machtmissbrauch. Wir wollen die klügsten und talentiertesten Köpfe für die Forschung begeistern. Dafür muss das deutsche Wissenschaftssystem reformiert werden, denn: Steile Hierarchien, befristeten Verträgen, Abhängigkeit von Drittmitteln und dem Good Will der Vorgesetzten sind keine Karriereperspektive. Gleichzeitig warnt die Hochschulrektorenkonferenz vor einem „Brain Drain“, da immer mehr Fachkräfte in die Wirtschaft oder ins Ausland abwandern. Das geht nicht: Die Wissenschaft muss eine attraktive Arbeitgeberin sein!

“Wir Studierende wollen forschen und gestalten. Dafür muss der Wissenschaftsbetrieb aber anders werden: Wir brauchen vielfältige Karrierewege mit planbaren und transparenten Etappen, mehr unbefristete Stellen und gesicherte Finanzierung und wirksame Mittel, um Machtmissbrauch entgegenzutreten.” erklären Helena Schnettler und Constantin Meyer zu Allendorf, Bundessprecher:innen von Campusgrün. 

(I) Die passende Karriere für alle!

Viele Studierende und Nachwuchswissenschaftler:innen erleben den Weg in die Wissenschaft als riskant und wenig planbar. Laut dem DGB-Index Gute Arbeit (2024) leiden 78 Prozent der wissenschaftlich Beschäftigten unter psychischer Belastung – bedingt durch befristete Verträge, unklare Perspektiven und Überlastung. Wer in der Wissenschaft Karriere machen möchte, muss in dem System einen richtigen Weg für sich finden können, jenseits von Selbstausbeutung und starren Jobprofilen.Um Wissenschaft als attraktiven Arbeitsort zu erhalten, braucht es klare, vielfältige und verlässliche Karrierewege – auch jenseits der Professur. Das bedeutet auch klar: Eine Daueraufgabe braucht eine Dauerstelle, sichergestellt über eine verlässliche Grundfinanzierung. Der Wissenschaftsrat schlug 2023 hierfür ein Vier-Stufen-Modell mit Dauerstellen für Daueraufgaben und transparenten Beförderungswegen vor. Eine Umstrukturierung hin zu Department-Modellen kann diese Entwicklung unterstützen: Sie fördert Teamarbeit, verteilt Verantwortung auf mehrere Schultern und ermöglicht differenzierte Rollenprofile in Forschung, Lehre und Transfer. Begleitend dazu stärken gezielte Karriereberatung und ausreichend geschützte Forschungszeiten für Promovierende die individuelle Entwicklung und die Qualität der Wissenschaft insgesamt.

(II) Schluss mit der prekären Arbeit an Universitäten!

92 Prozent der Promovierenden arbeiten in befristeten Verträgen, oft zu Niedriglöhnen unter Tarif. Laut dem beb-Forschungsreport 2025 sitzen 63 Prozent der Postdocs seit über fünf Jahren in einer Kette befristeter Verträge fest – rechtlich bedenklich und existenziell belastend. Fehlende Tarifbindung, überdehnte Qualifizierungsphasen und das Ausbleiben bundeseinheitlicher Tarifverträge für studentische Beschäftigte verschärfen die Unsicherheit und untergraben die Attraktivität des Wissenschaftssystems.Wir fordern einen bundesweiten Tarifvertrag für alle Beschäftigten an Hochschulen – von studentischen Hilfskräften bis zu Postdocs. Tarifbindung, faire Bezahlung, Mindestvertragslaufzeiten und gesicherte Urlaubsansprüche schaffen verlässliche Lebens- und Arbeitsbedingungen. Auch brauchen wir eine klare Begrenzung der Qualifizierungsphase: Wer habilitiert, ist nicht mehr in den Lernjahren! Mit dem Ausbau von Tenure-Track-Systemen kann Leistung zu langfristiger Perspektive führen und wissenschaftliche Exzellenz endlich mit sozialer Sicherheit einhergehen: Denn wer leistet, soll bleiben können.


(III) „Wissenschaftsfreiheit endet, wo Existenzangst beginnt“

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft fördern nicht nur soziale Unsicherheit, sondern schaffen auch Machtstrukturen, die Missbrauch und Diskriminierung begünstigen. Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen sind nicht selten von unbezahlter Mehrarbeit, „Sichzunutzenmachen“ und unethischem Verhalten von Vorgesetzten betroffen. Diese Missstände erschweren nicht nur die Karriereentwicklung, sondern schrecken talentierte Nachwuchswissenschaftlerinnen ab. Es braucht eine klare Haltung gegen Machtmissbrauch an Hochschulen. Leere „Ethik-Richtlinien“ und nicht zuständige Ombudsstellen sind nicht ausreichend – stattdessen muss eine Kultur entstehen, in der Machtmissbrauch konkrete Konsequenzen hat. Starke Ombudsgremien dagegen, unabhängige Beratungsstellen für außergerichtliche Schlichtung und eine flächendeckende Sensibilisierung sind erforderlich, um diese Missstände zu adressieren. Darüber hinaus müssen Dozierende regelmäßig in Führungskompetenz und im Umgang mit Machtstrukturen geschult werden. Eine Trennung von Betreuung und Vorgesetzten und die konsequente Nutzung vorhandener Sanktionsmöglichkeiten sorgen für mehr Transparenz und Gerechtigkeit.

Forderungen: 

  • Faire Chancen für alle: Für Promovierende und junge Post-Docs braucht es vielfältige Karrierewege, die ihren Stärken und Wünschen gerecht werden und klaren Etappen folgen. Pilotprojekte wie „Neue Karrierewege an der RUB“ an der Ruhr-Universität Bochum zeigen, wie Universitäten das eigenständig vorantreiben können.

  • Gute Arbeitsbedingungen und Chancen: Wir wollen einen bundesweiten Tarifvertrag für eine bessere Bezahlung und Mindestvertragslaufzeiten für studentische Beschäftigte. Für Promovierende und junge Post-Docs braucht es vielfältige Karrierewege, die ihren Stärken und Wünschen gerecht werden und klaren Etappen folgen.

  • Machtmissbrauch wirksam bekämpfen: Wir wollen unabhängige Ombudsstellen mit Klagerecht für Betroffene von Machtmissbrauch. Das folgt dem Beispiel der Landesrektor*innenkonferenz Nordrhein-Westfalen und ihrer Selbstverpflichtungserklärungen. 

 
 
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